Diesen Text hat Dome Bulfaro den Berufsschülern zum Fortschreiben mitgebracht:
Übersetzung Anette Schiller
Hängend XII
poetische Prosa des Hängens, teilweise geschrieben und vorzutragen mit dem Kopf nach unten
Man wird mit dem Kopf nach unten geboren und hängt an der eigenen Nabelschnur.
Das Hängen an einer Schnur ist unser erster, natürlichster Auftritt auf diesen Planeten. Wir landen nicht, indem wir einen Fuß auf den Boden setzen, wie bei der Mondlandung: Eine Steißgeburt gilt als unnatürlich. Wir kommen mit dem Kopf zuerst heraus nach 9 Monaten der Untätigkeit und hängen an einer Schnur, ohne die wir nicht überlebt hätten. Unsere Wurzeln sind nicht unsere Füße, sondern die Haare auf unserem Kopf (nicht zufällig ist die westliche Kirche mit dem kopfunter gekreuzigten Apostel Petrus entstanden).
Bevor wir zu wandelnden Menschen wurden, waren wir Bäume, die in Frieden lebten: unsere Köpfe und Zähne waren in der Erde verankert; unsere Schultern waren fest an den Boden gedrückt, um unserem Stamm eine breite und feste Basis zu geben; unsere stärksten Äste waren unsere zwei Arme und die beiden langen Beine, die stabil, fast parallel, gegen jeden möglichen Himmel strebten.
Diesen Text hatte André Schinkel zum Weiterschreiben mitgebracht:
"Natürlich, auch wenn es immerhin eine Lichtung ist, auf der ich nun stehe, bin ich erneut vom Weg abgekommen. So ist es wieder und wieder – ich nehme mich zusammen, konzentriere mich, aber im nächsten Augenblick finde ich mich an einer Stelle wieder, von der ich glaube, dass ich sie noch nie erblickte, und es sind Stunden vergangen. So ist es mit den Wegen und Gedanken in mir. Ich kann es mir nicht erklären, keiner kann mir sagen, wie es geschieht oder seit wann das so ist. Schräg und körnig das Licht zwischen den Bäumen, kühl und verwischt die Schritte des Wilds, das meinen verloschenen Träumen entsprang...."
Ab Mittwoch arbeiteten die Schülerinnen und Schüler der Berufsschule Aschersleben in 5 verschiedenen künstlerischen Werkstätten. Ziel war es, zu den entstandenen Textfortschreibungen in den Werkstätten künstlerisch zu arbeiten: Malerei, Textilgestaltung, Film, Objekt oder Buchgestaltung.
Jetzt folgen Fotos aus den 5 Werkstätten:
Projektleitung: Thomas Werner - Medienkünstler aus Berlin
"Wir sprechen eine Sprache. Deutsch. Das hat nicht viel zu bedeuten. Von
den 7 Kursteilnehmern liest einer Bücher.
Er, Lamine, ist es dann auch der an den Text von Andre Schinkel
anknüpfen und eigene Gedanken formulieren kann.
Die anderen lesen den Text Satz für Satz.
So beginnt der kurze Film als Resultat von einer Arbeitswoche in der
Kreativwerkstatt.
Levi war ein Gast in unserer Werkstatt. Sein Text gleicht einer
christlichen Predigt, seine gesungene Zugabe
ist eine Hymne auf Deutschland. ..."